Tiroler Motorsportler auf zwei und vier Rädern, Rennstrecken und Tiroler Rennveranstaltungen

Seitenübersicht

  1. die Anfangszeiten in Tirol
  2. die 1920-er und 1930-er Jahre
  3. der Neustart und Aufschwung in den 1950-er Jahren
  4. "vorwärts und aufwärts" in den 1960-er Jahren
  5. mit Vollgas in die Ölkrise der 1970-er Jahre

1. Die Anfangszeiten in Tirol

Cormier erreichte Wien nach 23h 22m 37sec und belegte nach 990 km mit seinem Renault Platz 36 von 80 angekommenen Teilnehmern.

Spätestens im Jahre 1902 nahm ganz Tirol bei der Fernfahrt Paris-Wien wahr, dass es Autorennen gibt.

 

Wenn man aber annimmt es ginge nur um Stunden und Minuten bei diesen Entfernungen, dann liegt man falsch. Manche Etappenziele wurden des Öfteren innerhalb nur weniger Sekundenabständen erreicht. 

 

Das Automobilrennen von Paris nach Wien ging quer durch Tirol, über den Arlbergpass nach Landeck und Innsbruck und führte dann durch das Inntal in Richtung Salzburg.

Auch die "Herkomer-Konkurrenzfahrt" ist zu nennen, eine prestigeträchtige Veranstaltung mit hohen Ehren, Sie fand 3 mal statt, von 1905 bis 1907 und führte 1906 durch Tirol.

 

Von Frankfurt nach Wien, über Klagenfurt bis nach München, exakt 1647 km.

Die schweren Gebirgsstrassen Tirols und besonders der Zirlerberg waren eine einzigartige Herausforderung für die Automobilisten.

Hubert von Herkomer, ein deutscher Künstler, der in England als Porträtist zu hohem Ansehen und ansehnlichem Wohlstand gelangte. 

2. Die 1920-er Jahre und 1930-er Jahre

 

 

 

Bis zum heutigen Tage reichen die Recherchen über Tiroler Rennen bis in das Jahr 1914 zurück (Erstes Zirlerbergrennen), als sich der Innsbrucker Fabrikant Anton Köllensberger auf FIAT 5,7 liter mit 9 min.28 sec. die beste Zeit zuschreiben lässt.

 

Dieses dokumentierte 1.Tiroler Automobilrennen war ein Bergrennen und wurde vom Automobilclub für Tirol und Vorarlberg am 13. Juni 1914 veranstaltet. 

 

Außerdem scheinen in den Ergebnislisten die Fabrikanten Daniel Swarovsky, Anton Rauch und Richard Recheis auf, diese Unternehmer haben dem Rennsport in Tirol entscheidende Impulse gegeben.

 

Nach dem 1.Weltkrieg standen die Zeichen nicht gut, der Krieg war verloren,

aber:

Die industrielle Fertigung der Motorräder und Automobile befand sich noch am Beginn, ebenso standen den Fahrzeugkonstruktionen noch viele Ideen zur Verfügung, welche sich in den vergangenen Kriegsjahren nicht verwirklichen ließen.

So war es naheliegend, dass Wettbewerbe und Rennen veranstaltet wurden, um Zuverlässigkeit, Potential und Durchhaltevermögen der Fahrzeuge werbewirksam zu beweisen, der "Automobilclub von Tirol" unterstützte diese Bestrebungen.

 

KR. Anton Köllenperger aus Innsbruck stand in jenen Jahren bis zum "Anschluss 1938" an das nationalsozialistische Deutschland an der Spitze des Tiroler Automobil-Klubs.

 

ein Tiroler Rennfahrer überstrahlte alle, er wurde "Bergkönig" genannt. Der Innsbrucker Eduard 'Edy' Linser eilte auf seinen britischen "Sunbeam"-Motorrädern von Erfolg zu Erfolg und wurde das internationale Aushängeschild des österreichischen Motorsports.

 

 

Das Zirlerbergrennen wurde international beschickt, unter anderem startete hier auch der deutsche Meisterfahrer Hans Stuck, welcher mehrfache Siege einfuhr.

 

 

 

Der Sieg 1926 des Herrn Kom.Rat Anton Köllensperger aus Innsbruck wurde auf dem Titelblatt des Österreichischen Journals "Allgemeine Automobil-Zeitung", Heft Nr. 21 entsprechend gewürdigt.

3. 1950-er Jahre - Neustart und Aufschwung in der Nachkriegszeit 

Das 1. internationele Nachkriegs-Bergrennen Österreichs wurde in Tirol veranstaltet.

Der Neubeginn nach dem Krieg war natürlich beschwerlich, dem Geld- und Materiamangel stand aber die pure Begeisterung der Bevölkerung gegenüber, welche zu Massen die Rennstrecken säumten.

Am 12.Oktober 1947 fand ein Bergrennen statt, das international beschickt war.

Das Bergrennen auf die Hungerburg wurde sowohl für Motorräder, als auch für Automobile ausgerichtet.

Der, später als "Motorradprofessor" bekannt gewordene Helmut Krackowizer aus Salzburg gewann auf Rudge die Motorrad-Klasse bis 250 ccm . Bei den Automobilen siegte kein geringerer als Hans Stuck, der deutsche Ausnahme-Könner der Vorkriegsjahre auf einem Cisitalia D46-Rennwagen

Rennplakat mit Cisitalia und Hans Stuck und die Streckenführung des sog. "Saggenrings"

 

 

 

Bereits im Jahr darauf fand am 11. Juli 1948 in Innsbruck ein viel beachtetes Rundstreckenrennen statt, welches vom ATT dem 'Automobil und Touringclub Tirol' veranstaltet wurde, heute völlig vergessen, das so genannte "Hofgartenrennen".

Und hier, 1948 beim Hofgartenrennen am sogennanten "Saggen-Ring" betritt ein Tiroler wieder das Rennsportbankett.

Otto Mathé war schon ein erfolgreicher Motorradfahrer vor dem Krieg, als er 1934 den Gebrauch seines rechten Armes für immer verlor.

Er wurde Geschäftsmann und vermarktete seine technischen Fähigkeiten erfolgreich. In der optimistischen Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit erwachte wieder seine Liebe zum Rennsport, er wandte sich nunmehr "einarmig" dem Automobil zu, so erfolgreich, daß er bald nur mehr der "Teufelskerl aus Tirol" genannt wurde.

 

Otto Mathé und Helmut Retter aus Innsbruck,

Franz Praxmarer aus Zirl,

Karl Wendlinger I, Claus Josef Riedel und Max Reisch aus Kufstein - das sind die Namen einiger Motorsportler der ersten Nachkriegsjahre, welche mit ihren Einsätzen, auch bei internationalen Rennen, starke Akzente setzten und damit dem Neuanfang des Tiroler Motorsports wieder Aufschwung gegeben haben.

1950 - ATT Präsident Hofrat Dr. Reicher übergibt den OSK-Pokal an Max Reisch

 

Otto Mathé war mehrfacher Staasmeister Mitte der 1950-er Jahre, Serien-Rekorde bei Bergrennen und Rundrennen und sein Start beim "Nürburgring-Rennen" machten ihn schon zu Lebzeiten zu einer Tiroler Rennlegende. ("der Teufelskerl aus Tirol") 

 

Franz Praxmarer war der talentierteste Tiroler Motorrad-Rennfahrer nach dem legendären Edi Linser, ein herausragendes Beispiel für die Zähigkeit der Nachkriegsrennfahrer. 

 

Karl Wendlinger I.  begründete in den 1950-er Jahren die Tiroler Rennfahrerdynastie "Wendlinger" aus Kufstein, mit seinen Einsätzen bei den Internationalen Österreichischen Wertungsfahrten legte er den Grundstein zu den rennsportlichen Erfolgen der Familie. 

 

Dr. Max Reisch schreibt Tiroler Sportgeschichte, als er den begehrten "Großen OSK Silberpokal" 1950 erstmals nach Tirol holte.

 

Helmut Retter war 1955 der erste Tiroler, der an der Mille Miglia teilnahm, mit seinem Sieg auf Mercedes 180 D gewann er internationale Anerkennung.

Ein Innsbrucker schrieb Geschichte als erster Sieger der neuen Dieselklasse bei der prestige-trächtigen Mille Miglia.

 

 

Für den Tiroler Automobil und Touringclub war dies der Anfang von vielen Pokalen und Staatsmeister-Titeln, welche noch folgen sollten.

4 -  "vorwärts und aufwärts" in den 1960-er Jahren

Für diese Jahre stehen stellvertretend einige Veranstaltungen und Fahrernamen, welche die Tiroler Rennszene maßgeblich prägten.

Als man noch mit dem Privatauto und Nummerntafel Rennen fuhr...

Das "Internationale Autorennen am Flugplatz Innsbruck" war d e r  Magnet des Tiroler Motorsports, ab 1960 "Grosser Preis von Tirol" benannt.

 

Tiroler "Urgesteine der Motorsports" aus den 1950-er Jahren, wie Franz Albert aus Wörgl, Walter Schatz aus Innsbruck und Erwin Gassler aus Natters trugen sich 1960 in die Starterliste dieses Rundstreckenrennens ein, ebenso wie Franz Binder aus Fügen, Ahnherr der Rennfahrerfamilie Binder aus dem Zillertal. 

Im Laufe dieses Jahrzehntes und des folgenden Jahrzehntes finden wir weitere Teilnehmer aus Tirol, welche noch Motorsportgeschichte schreiben werden:

Karl Wendlinger I. und Sohn Karl Wendlinger II. aus Kufstein treten beide 1964 am Innsbrucker Rennen teil (in verschiedenen Klassen), Kurt Brückl aus Rietz/Telfs (Gründervater der "Brückl-Rennfahrer Dynastiee) nimmt 1967 an erstmals am Rennen teil, der Name Klaus Reisch aus Kufstein taucht 1968 in der Innsbrucker Teinehmerliste auf. Und Robert Rojkovsky aus Reutte fuhr hier seine ersten Rennen, später Star in der Formel V, ebenso Toni Sailer aus Kitzbühel, er hatte am Innsbrucker Flughafen 1967 sein Renndebüt in der Formel V. 

Ein anderer Rennfahrer,der Kitzbüheler Michael Walleczek fuhr in Innsbruck ebenso seine ersten Rennen, weitgehend vergessen ist, dass er 1966 als erster Gewinner des Formel V Europapokals in die Geschichte eingeht.

 

 

Ein einzigartiges Rennen fuhr der Tiroler bei der "Nassau Speed-Week" auf den Bahamas, 1966.

Er steht schlussendlich mit Jochen Rindt als Dritter auf dem Siegerpodest, Walleczek kämpfte mit klemmendem Gaspedal, ein Film über dieses Rennen wurde "In Memoriam Jochen Rindt" auf Youtube veröffentlicht und zeigt die Dramatik der Aufholjagd von Michael Walleczek.

 

Klangvolle Namen von internationaler Bedeutung nahmen an den Innsbrucker Flughafenrennen teil, hier eine Liste der jeweiligen Erstnennungen von Rennfahrern, welche nicht aus Tirol stammen:

 

1958-Fürst Paul Metternich, Kurt Ahrens sen., Adrian Hoven, Richard v. Frankenberg,

Josef 'Sepp' Greger, Peter Monteverdi, Huschke von Hanstein

1959- Willy König, Prinz Georg zu Schaumburg-Lippe, Karl Foitek, Corrado Bardi Barry, Dr. Gunther Plachetta-Philipp, Eberhart Mahle, Gerhard Mitter, Lorenzo Bandini

1960- Corrado Fabi, Karl Foitek, Toni Fischhaber, Ernst Prinoth, Luigi Scarfiotti, Kurt Ahrens jun., Carlo Facetti, Jo Siffert, Graf Berghe v. Trips, Hans Herrmann, André Pilette, Tim Parnell

1961-Jochen Rindt, Erich Lautenschlager

1962-Mauro Bianchi

1963-Mike Spence, Peter Revson, Heinz Melkus

1964-Josef Schnitzer, Johann Abt, Hubert Hahne, Piers Courage, Jonathan Williams, Ernesto Brambilla

1965-keine Starterliste

1966-Dieter Basche, Peter Schetty, Rudi Lins, Erich Breinsberg, Dieter Quester

1967-Toni Sailer, 

1968-Helmut Marko, Hans von Richthofen, Hannelore Werner, Toine Hezemans, Arturo Merzario, Mauro Baldi, Herbert Grünsteidl, Niki Lauda

 

Den Bemühungen des Technischen Museums Wien, welches den Fundus der beiden herausragenden österreichischen Sport-Fotografen 

Erwin Jelinek und Arthur Fenzlau 

bearbeitet hat, verdanken wir eine einzigartige Quelle der Motorsporthistorie.

siehe:

www.technischesmuseum.at/motorsport-in-oesterreich

 

 

Die Tiroler Bergrennen der 1960-er im Olympialand Tirol (Winter Olympiade 1964, Innsbruck) waren ein Anziehungspunkt, nicht nur für österreichische Motorsportler!

Hier seien folgende Bergrennen genannt:

das Int.Timmelsjoch Alpenbergrennen 1962 +1963,

das Int. Olympia Bergrennen in die Axamer Lizum von 1964 +1965 und

die Bergrennen auf den Weerberg der Jahre 1964 bis 1970

(die Internationalen Weerbergrennen von 1957 und 1968 sind ebenfalls bestens dokumentiert unter der homepage des Technischen Museums Wien:

www.technischesmuseum.at/motorsport-in-oesterreich

Unbedingt sind an dieser Stelle die Bergrennen Wörgl-Wildschönau zu erwähnen, welche von 1966 bis 1969 zur Deutschen Bergmeisterschft gezählt wurden, ebenso, wie das Aldranser Bergrennen, das Int. Bergrennen Berwang und das Mendel-Bergrennen bei Bozen.

 

 

5-  1970-er Jahre - mit Vollgas in die Ölkrise

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